Donnerstag, 23. Juni 2022

Nordwärts

Hallo ihr Lieben, 

jetzt haben wir schon ewig nichts mehr von uns hören lassen. Ich habe das Gefühl, dass wir das öfter sagen bzw. schreiben. Dieser Satz steht bestimmt schon häufiger am Anfang. 
Aber die Abstände scheinen auch wirklich immer größer zu werden. 
Klar, es gab einfach auch sehr viele längere Pausen an Orten, an denen wir einfach nur gearbeitet und kurzzeitig gelebt haben. 
Außerdem waren wir in den letzten Monaten auch öfter mal zu Hause und durften viel Zeit im Kreise unserer Familie und Freunde verbringen. 

Von der Schweiz haben wir ja bereits ein bisschen berichtet. Wir sind täglich morgens früh aufgestanden und haben uns oben auf dem Berg die Füße platt gelatscht. Aber es hat uns sehr viel Spaß gemacht, sodass wir recht schnell entschieden hatten wiederzukommen. Unsere Chefin war glücklicherweise zufrieden mit uns und so haben wir den Job für nächsten Winter wieder in der Tasche.  

Nachdem wir letzten April aus der Schweiz wieder in unserer Heimat kamen, haben wir den Monat im Kreise unserer Lieben verbracht. Ostern zu Hause war auch mal wieder toll. Wir haben uns in dieser Zeit natürlich aber auch wieder auf unseren Weiterreise vorbereitet. 

Es stand schon länger fest, dass wir den Sommer auf Island verbringen würden. Den Job auf Island hatten wir schon im letzten Herbst an Land gezogen. Da waren wir gerade erst mit den Fahrrädern losgezogen und hatten uns Gedanken gemacht, wie wir unser Budget in nächster Zeit ein bisschen auffüllen könnten. Zu der Zeit war noch gar nicht die Rede von der Schweiz. Der Job in Island war aber schon sicher, dachten wir zumindest... 
Während der Zeit in Deutschland im April stellte sich heraus, dass irgendwie etwas schief gelaufen war. Meinen Job in der Pflege auf Island im Altersheim in Hvolsvöllur hatte ich sicher, Laura ihren in der Küche im Heim dagegen nicht (mehr). Alle Stellen waren schon besetzt. Na so ein Scheiß. 
Laura fand während der Zeit zu Hause trotzdem schon eine neue Stelle, leider aber nicht auf Island. 
Für Laura sollte es ab Anfang Juni wieder in die Schweiz gehen. Dort hatte sie einen Job auf dem Campingplatz in Grindelwald gefunden. 

Wir freuten uns trotzdem, erst einmal gemeinsam durch Dänemark zu radeln. Den Plan hatten wir schon länger ausgeheckt. So fuhren wir Anfang Mai mit dem Zug bis nach Flensburg, an die Grenze Dänemarks. 

Von dort aus hatten wir ein wenig Schwierigkeiten die Grenze überhaupt zu finden. So fuhren wir die erste halbe Stunde im Kreis, bis wir jemanden fragten der uns die Richtung wies. Dann war es auch nicht mehr weit bis wir wirklich dänisches Territorium betraten. 

Der Weg führte uns erst einmal immer die Küste entlang. Wir waren auf der Ostsee-Seite gelandet und wollten hier erst einmal Richtung Norden radeln, bis wir am darauffolgenden Samstag unsere Freunde in Aarhus treffen wollten. Anja, Miri und Simon hatten heldenhafterweise entschieden, uns eine Woche lang zu begleiten. Natürlich auch per Fahrrad. Deswegen auch heldenhaft. 

Das System für Radfahrer und auch Wanderer in Dänemark ist sehr ausgeklügelt. Es gibt eine App, in der alle Schlafmöglichkeiten für Wanderer und Radfahrer angezeigt werden. Nämlich in der Shelter App. Shelter sind dreiwandige kleine Holzhütten, in die man sich mit seinem Schlafsack reinschieben kann. Die Plätze mit den Hüttchen befinden sich meistens an richtig schönen Orten, an denen man dann umsonst übernachten darf. 

Es bedarf selten einer Vorbuchung. Denn meistens hat einfach derjenige Glück, der einen freien Platz zuerst findet. Wir trafen nur zweimal auf Gruppen, die sich Shelter vorgebucht hatten. In einem Fall war es eine Schulklasse an einem Naturschutzgebiete. Ein anderes Mal, in der Nähe von Aarhus, hatten wir bedingt durch das Wochenende Pech. 
Viele Shelter waren mit Kindergruppen besetzt. Aber man muss es ihnen lassen, die Dänen sind schon hart im Nehmen. Ich glaube in Deutschland würden uns die Kinder einen Vogel zeigen, bei 5 Grad draußen zu pennen. 

Jedenfalls genossen wir den Luxus, dass wir erstens nicht "illegal" Wildcampen mussten und zweitens auch immer garantiert abends ohne Stress einen Schlafplatz fanden. Sehr entspannt. Dänemark ist wirklich voller Shelterplätze. Dadurch hatten wir einen Stressfaktor weniger am Tag. 

Vielmehr konnten wir einfach vor uns hin radeln und waren sicher, dass wir irgendwann am Abend auf jeden Fall ein schönes Plätzchen zum Schlafen finden würden. Besonders die Shelter an den Küsten fanden wir besonders reizvoll. 

Am Meer zu schlafen und besonders morgens dort aufzuwachen ist schon grandios. Einmal sogar mit direktem Blick auf eine fette Robbe, die sich in der Sonne aalte, und ein anderes Mal mit einem Spatzenwecker, die auf uns am Morgen herumhüpften.

Insgesamt radelten wir 12 Tage durch Dänemark bzw. durch diesen Teil von Dänemark immer nordwärts. Beginnend an der Ostseeküste bei Flensburg, und auf Höhe Aalborg ab auf die Nordsee-Seite. Bis wir Hirtshals erreicht hatten.
Dort hieß es Abschied nehmen von Anja, Miri und Simon. 

Am 14.06. stiegen wir auf die Fähre Richtung Island. Die Fahrt dauert drei Tage. 
Der Tag an dem wir auf die Fähre stiegen, war schön sonnig aber sehr sehr stürmisch. So fing das Geschaukel sofort an. Wir brauchten einige Zeit um uns an das Geschwanke zu gewöhnen, und nicht grün im Gesicht die ganze Zeit herumzuliegen. 
So ging es uns am besten, wenn wir uns an Deck setzten und einfach weit weit auf's Meer starrten. 

Am zweiten Tag fuhren wir an den Shetland Inseln vorbei und hatten eine schöne Aussicht. Sah schon ein bisschen aus wie Klein-Island. 


Danach den Tag landeten wir morgens auf den Färöer Inseln. Hier hatten wir drei oder vier Stunden Landgang. Die nutzten wir natürlich aus, um mal festen Boden unter den Füßen zu spüren. Wir wanderten durch das Örtchen Tórshavn, welches gleichzeitig die Hauptstadt ist. Auch die Färöer Inseln sehen aus wie Mini-Island. 
Am dritten Tag kamen wir dann morgens auf Island an. Genauer gesagt in Seyðisfjörður. 

Wir hatten uns schon vorher überlegt, dass wir es wetterabhängig machen wollten, ob wir die erste Strecke direkt radeln. Aus eigener Erfahrung wissen wir ja, dass Island auf zwei Rädern nicht zu unterschätzen ist. Dann noch mit dem ganzen Gepäck! Eigentlich hatte ich sogar gedacht, dass es schier unmöglich sei mit dem Fahrrad durch Island zu fahren. Aber das Wetter sah eigentlich ganz gut aus. Zumindest in diesem Moment. Also erst einmal los radeln und den ersten Pass überwinden. Oben lag noch ordentlich Schnee auf knapp 1000m, aber die Straßen waren natürlich freigeräumt. 

Auf der anderen Seite ging es dann wieder steil runter. Und schon hatten wir gegen Mittag Egilsstaðir erreicht. Nach einer kleinen Mittagspause und einem Wettercheck, entschieden wir weiterzufahren. Gar keine leichte Entscheidung, denn schließlich hieß es jetzt aufhören für heute oder direkt noch einmal 70km dranhängen. Es sollte zwar nicht mehr auf 1000m gehen, aber im Auf und Ab auf noch einmal 600m. Außerdem sollte es im Laufe des Tages eventuell anfangen zu regnen. Das weiß man dann ja leider aber doch nie auf Island. Allerdings sah die Wettervorhersage für die nächsten Tage noch schlechter aus. Also lieber einmal Durchziehen und dafür danach in Ruhe weiter überlegen?

Das klang nach einem guten Plan. Aber das kennen wir ja schon. Erstens kommt es anders und zweitens als wir uns das gedacht haben. 
Das Wetter schlug dann doch recht schnell um, es windete von vorne kräftig und regnete dabei horizontal. Und es ging stets bergauf... 

Aber jetzt hatten wir diese Entscheidung nun mal getroffen, und es sah nicht so aus als gäbe es irgendeine Alternative auf dem Weg, als im Straßengraben zu pennen. Der Wind und der Regen peitschten so sehr, dass wir auch keine Lust hatten unser Zelt irgendwo im Sturm aufzustellen. Also Weitermachen. Dunkel würde es ja eh nicht mehr werden. Bis zur Mittsommernacht Mitte Juni ist es nicht mehr lang und es wird zu dieser Zeit schon abends nur kurz mal dunkler. So kamen wir durchtränkt und durchwindet und mit wackligen Beinen gegen 22 Uhr abends in dem kleinen Fischerort Djúpivogur an. 
Ich rief in einem Hostel an, zu welchem auch ein Hotel gehörte und dessen Rezeption noch besetzt war. Also stapften wir triefnass in das Hotel und stellten uns an der Rezeption an. Während wir warteten wurden wir mehrmals angesprochen, dass man uns heute auf dem Weg gesehen hatte und sich schon Sorgen um uns gemacht hätte. Eine Dame aus Texas betonte gegenüber dem Rezeptionisten sogar, dass wir auf dem Boden ihres Hotelzimmers schlafen dürften, wenn er keine Möglichkeit mehr hätte uns unterzubringen. Doch er hatte noch ein Zimmer im Hostel frei. Und dort mieteten wir uns dann ein, hängten unsere Sachen im ganzen Zimmer auf und verbrachten dort im Endeffekt drei Tage. 

Leider wurde das Wetter doch nicht besser. Also entschlossen wir uns einen Bus von Djúpivogur nach Höfn zu nehmen. Die Fahrräder passten gut hinten rein und wir waren die einzigen Fahrgäste. In Höfn gingen wir wieder in ein Gästehaus, was so langsam an unserem Budget kratzte.

Und es regnete weiter und weiter und weiter... Und wir stellten uns die Frage: Ist es für uns teurer zu radeln aber in Gästehäusern zu schlafen, oder können wir besser mit dem Bus lange Strecken überbrücken und dafür früher im Süden ankommen? 
Da wir keine große Lust hatten bei dem Regen und Wind weiterzufahren, nahmen wir den Bus von Höfn nach Vík.

Nachmittags in Vík angekommen, regnete es immer noch. Nun also eigentlich schon seit dem Mittag unserer Ankunft vor ein paar Tagen.
Trotzdem hieß es heute einmal Campingplatz. Wir meldeten uns schon mal mit unserem kleinen Zelt an und verbrachten dann den Abend in einem Gemeinschaftsraum, bis wir das Gefühl hatten es würde etwas weniger regnen. 

Wie versprochen schien dann tatsächlich am nächsten Tag die Sonne Wahnsinn! Und schon sah alles anders aus. 
Der knallblaue Himmel, die saftigen grünen Wiesen, schwarze Lavafelder und Strände und im Hintergrund die weißen Gletscher. Einfach richtig schön! 

Bis nach Hvolsvöllur würden es noch knapp 100km sein und wir nahmen uns vor, erst einmal loszufahren und notfalls unterwegs noch einmal auf halber Strecke zu zelten. Tatsächlich stand uns heute aber nicht nur die Sonne bei, sondern auch der Wind. Denn heute pustete er mal von hinten. Zwar nicht so doll wie die letzten Tage, aber schon so, dass wir die Strecke quasi vor uns hinflogen. Die letzten Kilometer fing es dann doch noch mal an zu regnen, aber in Hvolsvöllur angekommen, konnten wir ziemlich schnell mein neues Heim für die nächsten Wochen beziehen. Also endlich mal wieder heiß duschen, Wäsche waschen und einen riesigen Einkauf im Supermarkt machen.  

Laura blieb noch bis zum 02.06. und machte sich dann auf den Weg in die Schweiz. Da ich erst am 01.06. anfing zu arbeiten, hatten wir also noch ein paar Tage Zeit um die Gegend zu erkunden und ein paar Leute zu besuchen. Auch Anja kam noch mal aus Deutschland und wir feierten in ihren Geburtstag hinein. 

Nun verbringen wir die nächsten drei Monate beide in richtig schönen Gegenden in Europa. Leider nicht zusammen, sondern jeder für sich. 
Das muss jetzt einfach mal sein. Wir kriegen das schon hin und freuen uns im Herbst wieder weiterziehen zu können.

Laura wird Anfang September wieder nach Island kommen. Ihr Fahrrad hat sie hier bei mir untergestellt. Am 8. September geht dann der Flug nach Portland, Oregon in den USA. Ist schon gebucht, juchu! 

Die Fahrräder kommen natürlich mit! Wir werden den Pacific Highway, also die Küstenstraße, Richtung Süden herunterfahren. Mal sehen wie weit wir kommen. Auf dem Weg gibt es einiges zu sehen, aber das planen wir dann erst, wenn wir wirklich vor Ort sind. 

Und damit ihr auch nochmal seht, wo Laura sich gerade herumtreibt. Die wunderschönen Schweizer Alpen rund um Grindelwald und der Jungfrauregion:



Donnerstag, 3. Februar 2022

Grüezi aus der Schwiiz


Grüezi miteinand!

So, endlich mal wieder was Neues von uns. Dabei fühlt es sich momentan gar nicht so an als wären wir auf Reisen. Nur einfach zum Arbeiten woanders. Ist ja auch irgendwie so. Nichtsdestotrotz versuchen wir in unserer freien Zeit ein bisschen was abenteuerliches zu erleben. Wenn wir nicht zu platt sind. Aber der Reihe nach:


Seit ca. einem Monat arbeiten wir nun in dem Restaurant auf dem Berg Madrisa, hoch oben über dem kleinen Örtchen Klosters Dorf. Es ist eigentlich unnötig das Wort „Dorf“ anzuhängen Dies wird ziemlich schnell ersichtlich wenn man vor Ort ist. Aber umso besser. Unter den wenigen Nachbarn befindet sich nämlich auch eine Herde hübscher schweizer Kühe und Kälber. So mögen wir das doch.


Unsere Bude:


Unser Arbeitsplatz :

Die Arbeit war anfangs für uns wirklich sehr hart. Wir sind angestellt als „Allrounder“ und dachten, dass wir uns sicher gut machen im Hintergrund beim Spülen, Putzen etc. Ziemlich schnell – also am ersten Tag – wurde dann aber deutlich, dass Servicemitarbeiter gefragt sind. Schließlich fällt ja tendenziell jeder Mal aus wegen Omikron. So auch in unseren ersten Arbeitswochen. Und so lernten wir direkt am ersten Tag mit dem sogenannten Orderman Bestellungen aufzunehmen, abzurechnen und mit vollen Tabletts durch die Gegend zu rennen. Am dritten Tag war dann auch schon Silvester und die Bude richtig voll. Ich glaub an dem Tag sind wir nach dem Sprung ins eiskalte Wasser wieder ans Ufer gekrabbelt. Seitdem kann uns fast nichts mehr schocken. Wir haben inzwischen sogar richtig Spaß an der Arbeit (abgesehen vom Aufstehen vor 6 Uhr) und unsere freien Abende verlängern sich minutenweise mit Erhöhung des Fitnesslevels auf der Arbeit. 

Uns kam übrigens ziemlich schnell die Erkenntnis: In der Gastro arbeiten ist nicht ohne! Am besten ist man schnell und sicher im Laufen und auch Denken, immer gut gelaunt und bietet sich als A… für alles an. Der Ton kann rauh werden und trotzdem muss man mit einem Lächeln zum nächsten Gast gehen. Gar nicht so einfach manchmal. Aber wir haben schnell verstanden, dass der Ton mit dem Stresspegel steigt und sich (meistens) alle am Ende der Schicht wieder lieb haben. In unserem Team macht es auch wirklich Spaß zu arbeiten und wir sind froh, dass wir zusammen viel lachen können.

Neben der Hürde schnell Bestellungen aufzunehmen und zu liefern, ist eine weitere die Sprache. Schwiitzerdütsch (da fängt es ja schon an) zu verstehen, ist gar nicht so einfach. Es ist auch nicht nur wie ein Dialekt, es sind echt einige Vokabeln die wir lernen mussten und noch müssen. „Stange“ ist ein offenes Bier, „ ein Liber“ ein 5 Franken Stück, ein „Gipfeli“ ist ein Croissant und am Ende des Besuchs verabschieden sich die Leute oftmals mit einem „uf wiederluege“.

Ein bisschen was erlebt haben wir aber auch schon an unseren freien Tagen. Neben Abenteuer Corona haben wir uns im Skilanglauf versucht und müssen das unbedingt noch einmal optimieren. Für den Anfang lief es aber nach einer Übungsphase recht gut. Oder sagen wir ok. Aber ein bisschen ist der Ehrgeiz geweckt.

Und dann waren wir noch Schlittenfahren. Ich hatte bei der Vorstellung, einen Berg hinunterzurasen, richtig Angst. Laura war da ziemlich unerschrocken und nach ein paar Höhenmetern hatten wir dann beide einen riesen Spaß und fuhren gleich mehrmals die 4km Strecke und 590 Höhenmeter runter. So ein bisschen wie bei dem Nintendospiel Mario Kart. 

Wenn man die Kurve nicht kriegt, landet man tendenziell in einem Netz. Und auch ansonsten hat es mich nur ein paar Mal vom Schlitten gehauen. Außer ein paar blauen Flecken blieb also nur ein Grinsen im Gesicht. Auch das muss wiederholt werden.

Auf unserem Plan stehen außerdem noch Skifahren, also Abfahrt, und Schneeschuhwandern. Vor dem Skifahren haben wir großen Respekt. Entweder brauchen wir eine Schnupperstunde in einem Skikurs oder einer von den Kollegen muss ran. Außer uns fahren da nämlich glaube ich alle Ski oder Snowboard. Vielleicht ergibt sich da ja was. Es wäre schon schade es nicht einmal ausprobiert zu haben. Wo wir ja gerade mal hier sind.


Nachdem es anfänglich immer ordentlich mit der Schneemenge schwankte und wir oftmals schon wieder das Grün unter dem Weiß entdeckten, schneit es nun seit drei Tagen wie verrückt. Und wir sind aktuell bei rund einem Meter Neuschnee unten im Dorf.



Wir sind sehr gespannt wie es oben auf der Madrisa aussieht. Wegen des Schneefalls inklusive Sturms, waren die Gondeln nämlich geschlossen und wir somit arbeitslos. Morgen wird dann sicher von morgens bis abends Schnee geschüppt.

Beim nächsten Mal erzählen wir dann, wie wir Slalom die schwarze Piste auf Skiern heruntergebrettert sind. Oder auch nicht…

Wir hoffen ihr seid alle gesund und munter!

Uf wiederluege!

Jenny und Laura

Montag, 13. Dezember 2021

España und ¡Feliz Navidad!

 

Zitat: „ […] und werden in den nächsten Wochen die Küsten von Spanien und Portugal erradeln. So weit es geht und so viel wir Lust haben. Und dabei neue Pläne schmieden.“... 


So war also der letzte Satz des letzten Blogeintrags. Und wieder kam es total anders. Erst überraschten wir uns selber und dann alle anderen. Aber gleich mehr dazu.

Angekommen im schönen Barcelona, drehten wir mit den Rädern und unserem Gepäck eine erste kleine Runde durch die Straßen. Uns gefiel die Stadt sofort. Erst einmal waren wir nach der Nacht auf der Fähre aber im Eimer, deswegen reichte es nur für eine kleine Rundfahrt und dann die ersten 25km raus aus der Stadt zum Campingplatz. Wir wollten uns dort ein bisschen länger einnisten, um Barcelona ganz in Ruhe zu erkunden. Wir fragten am Campingplatz nach einer kleinen Hütte und es stellte sich heraus, dass es zwar keine Hütten mehr gäbe, aber noch einen „room“. Tatsächlich bestand diese containerartige Behausung aus nur einem Raum. Aber für uns ausreichend Platz für uns und die Räder. Wir verlängerten in den nächsten Tagen unseren Aufenthalt in dem „Raum“ immer wieder um mal eine Nacht oder auch mal 2 oder 3, sodass wir schließlich eine ganze Woche blieben. Zu Recht. Denn wir fuhren mehrmals nach Barcelona rein, um dort alles zu entdecken.

Park Güell (von außen da leider ausverkauft an dem Tag) 



die Sagrada Família

(spannender Filmdreh in der Stadt) 



Montserrat Kloster:

Nach dem ersten Tag überlegten wir sogar bis Weihnachten zu bleiben und irgendwo ein Haus zu hüten, weil wir die Stadt so gerne richtig kennengelernt hätten. Nach einigen Tagen Recherche gaben wir aber auf und beschlossen, dass es wohl doch an der Zeit sei weiterzuziehen. Auch hier überlegten wir länger, ob wir erst ein Stück mit dem Zug fahren sollten und Richtung Sonne zischen, oder doch radeln. Schließlich ging es einfach weiter mit dem Rad Richtung Süden.

 

 

Eine gute Entscheidung. Denn nach den ersten -wie immer- kämpfenden und fluchenden Kilometern, hatten wir wieder richtig Spaß daran gefunden zu fahren. Allerdings stellten wir auch fest, dass der Spruch unter den Radfahrern bezüglich Spanien absolut der Wahrheit entspricht. „Spain is pain and never plain“ - Spanien ist Schmerz und ist niemals flach. Jupp. Können wir so unterschreiben. Nach jedem Berg bedankten wir uns herzlichst bei Sardinien für das Trainingslager.

 

Wir fanden wunderschöne Plätze für unser Zelt und uns, immer den nächsten Strand und damit das erfrischende Bad am Abend vor der Zelttür.

 


Nach einigen Tagen wurde es recht windig bis hin zu stürmisch, sodass wir nach einer stürmischen Nacht in einem Vogelbeobachtungshäuschen mit den Fahrrädern in den Zug stiegen und die Strecke nach Valencia überbrückten. An dieser Stelle ein Tipp an alle Radfahrenden in Spanien (falls jemand von euch zufällig auch mal per Rad in die Richtung gurkt): Man kann sein Fahrrad nur in bestimmten Zügen mitnehmen ohne es gleich in alle Einzelteile zerlegen zu müssen. In den Zügen, in denen man es als Einteiler mitnehmen darf, dürfen aber pro Zug nur 3 Räder mit. Da viele Berufspendler auch mit Rad und Zug fahren, ist es fast unmöglich einen Zug mit freiem Fahrradabteil zu buchen. So endete unsere Zugfahrt in Valencia statt Murcia, aber immerhin. Und Valencia war außerdem auch sehr schön.

 


Wieder auf dem Rad ging es weiter Richtung Süden, immer an der Küste entlang und immer mit der Sonne im Gesicht sofern sie schien. Wir verbrachten aber auch schon mal einen ganzen Vormittag im Zelt, weil wir keine Chance hatten zu packen und abzubauen. Und wunderten uns währenddessen, warum wir versteckt mit dem Zelt im Gebüsch am A... der Welt immer noch Stimmen von allen Seiten hörten. Mittlerweile haben wir so viele Nächte wild gecampt und es gibt immer noch Sachen, die uns überraschen. Inzwischen wissen wir aber, dass es keinen und wirklich keinen Ort gibt, an dem mit hundertprozentiger Sicherheit niemand vorbeikommt. Spaziergänger, Hundemenschen, Jogger...selbst in den entlegensten Ecken, in Bauruinen und im Gebüsch trifft man auf sie. Aber tatsächlich gab es darunter keine bösen Überraschungen. Wir trafen weiterhin auf ausschließlich nette und neugierige Menschen und Hunde.


Nach ein paar weiteren Fahrradtagen schlugen wir unser Zelt inmitten eines Camperstellplatzes bei Cullera auf. Dort stehen einige Leute den ganzen Winter über für lau mit ihren Wohnmobilen und machen es sich gemütlich. Sie staunten nicht schlecht als wir mit den Rädern um die Ecke bogen und „nur“ ein kleines Zelt dabei hatten und auch sonst alles was wir brauchen auf dem Fahrrad transportierten. Viele Leute sprachen uns an und als das Zelt aufgestellt war, begrüßte uns der neue Nachbar gleich mit einem Kaffee. Das erinnerte uns sehr an die Camper auf Sardinien. Dort waren wir auch „die Bekloppten“ mit den Rädern. Die Bekloppten genossen also ihren Kaffee bei den neuen Bekannten, welche von Borkum – ihrer Heimat – angereist waren. Wir verstanden uns gleich wunderbar mit Werner und Patti. So beschlossen wir am nächsten Tag schon einmal vor zu radeln und die beiden kämen dann in ein paar Tagen nach.

Drei Tage später erreichten wir La Vila Joiosa und trafen wieder aufeinander. Wir beschlossen, es uns gemeinsam auf einem Campingplatz gemütlich zu machen und die Gegend am nächsten Tag zu erkunden.


Inzwischen sahen die Wettervorhersagen für die nächste Zeit nicht mehr sehr lustig aus. Der Regen war uns gefolgt und sollte uns schnell einholen und dann nicht mehr von unserer Seite weichen. Es sollte kühler und ungemütlicher werden. Zu diesem Zeitpunkt waren wir sehr froh, dass wir unser Zelt einfach unter der Markise von Werner und Pattis Wohnmobil aufstellen konnten und trocken blieben.

Werner und Patti beschlossen Richtung Heimat zu fahren. Für mehr Sonne und Wärme hätte es noch einige Kilometer Richtung Süden gebraucht und sie wollten lieber langsam heim als am Ende noch mehr Strecke zurück fahren zu müssen. Und wir? Wir hatten mittlerweile eh schon die Idee, spätestens zu Weihnachten unsere Lieben zuhause zu überraschen.

Also erst noch 2 oder 3 Wochen weiterfahren und dann zurück. Oder nicht? Wir schlugen Werner und Patti einen Deal vor und schließlich packten sie uns und unsere Räder ein und wir machten uns langsam auf den Weg heimwärts. Wir stoppten noch einige Male in Spanien und übernachteten an unterschiedlichen Plätzen auf dem Weg nach Deutschland. So konnten wir noch ein paar Dinge erledigen, die wir unbedingt noch (einmal) machen wollten. Noch einmal ins Meer springen, einmal Churros essen, noch eine Postkarte schreiben und noch Lose für den El Gordo kaufen – den dicken Hauptpreis in der Weihnachtslotterie der Spanier.


Alles abgehakt fuhren wir, nachdem wir Spanien verlassen hatten, recht zügig durch. Werner war nicht mehr zu stoppen. Er wollte heim. Eine Nacht auf einem Rastplatz in Frankreich und eine auf deutschem Boden kurz hinter Luxemburg und dann waren wir auch schon da.

 

Mittags klingelten wir an der Tür von Lauras Mutter und starteten unsere Überraschungsrunde.


Inzwischen haben wir die meisten schon überrascht und erschreckt und gemeinsam ein bisschen vor Freude geheult. Nun verbringen wir Weihnachten bei unseren Liebsten und wie immer gab es schon hunderte neue Pläne die wir wieder verworfen haben, um wieder einen neuen zu schmieden. Corona bestimmt natürlich weiterhin am meisten wohin es geht und was wir überhaupt machen können. Tansania stand eigentlich hoch im Kurs, ist jetzt wieder verworfen. Nach Marokko einzureisen wird gerade eher schwieriger als einfacher und in allen anderen Ländern ist die Lage ja auch eher bescheiden. Daher werden wir ab Ende Dezember für drei Monate in der Schweiz arbeiten (sofern wir dort nicht im Lockdown landen...) und uns ein bisschen Geld zur Seite legen, um dann nächsten Frühling wieder durchzustarten. So Corona will...Nun erst einmal ein paar frohe Festtage! Genießt die Zeit mit euren Lieben und bleibt gesund!