Sardinien hat uns total begeistert. Waren wir am ersten Tag noch recht müde von der Fährfahrt und das Wetter ein bisschen grau am Morgen, so wurde es im Verlauf des Tages herrlich sonnig und wir von der Schönheit des Meeres und der Strände begeistert. Sardinien hat wirklich alles was man sich wünscht.
Für's Radfahren wünscht man sich sicherlich unter anderem weniger Berge, aber auch das tat unserer Begeisterung für die Insel keinen allzu großen Abbruch.
Fluchen waren wir ja schon gewohnt. Und belohnt wurden wir mit herrlichen Aussichten, wunderschönen Berg- und Felslandschaften, heißen Quellen, schneeweißen Stränden mit glasklarem Meer und dazu Sonne satt. Wir fuhren mit den Fahrrädern ab Porto Torres ostwärts und immer an der Nordküste entlang.
Lauras Fahrrad machte zwischendurch Probleme und zudem brachen die Schrauben ihres Fahrradständers in einer stürmischen Nacht. Willkommen im Club. Im nächsten Ort fanden wir eine Autowerkstatt, die den Ständer wieder montierte. Da es aber auch Schwierigkeiten mit Bremse und Schaltung gab, suchten wir noch den Fahrradverleih des Ortes auf. Die Leute müssten ja Ahnung haben.
Maurizio von "good mood cycling" hatte sowas von Ahnung und wie sein Slogan versprach wandelte sich unsere Stimmung von Ärger und Frust wieder in "good mood". Wir verbrachten den ganzen Nachmittag bei ihm und er zeigte uns wie wir die Räder richtig sauber machen und welche Schraube wir wo nachziehen können.
Danach liefen die Räder wieder wie geschmiert. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Eines unserer Highlights war die Insel La Maddalena nordöstlich von Sardinien und vor allem die Nachbarinsel Caprera. Caprera ist ein einziges großes Naturschutzgebiet. Die Strände sehen aus wie in der Karibik. Und in der Inselmitte trohnen Pinienbäume und Felsen. Richtig schön! Hier leben auch Wildschweine, die sich so gar nicht an den Besuchern stören und viele wilde Katzen. Alle zusammen liegen sie meist faul in der Gegend herum oder betteln einen an.
Im Osten trafen wir dann noch einmal unsere Freunde, die inzwischen auch auf Sardinien angekommen waren. Wir blieben zwei Tage mit ihnen an einem wunderbaren Strand und bewegten uns und die Räder mal nicht.
Da wir unsicher waren, wie lange wir für die Überquerung des Landesinneren brauchten, machten wir uns dann aber wieder auf den Weg um die Insel von Ost nach West zu kreuzen. Die ganze Runde würden wir leider in unserer geplanten Inselzeit nicht schaffen. Landesinnere bedeutete viiiieeele Berge. Die Route mit dem kleinsten Übel verkündete 220km Strecke mit 2000 Höhenmetern. Davon die meisten auf den ersten 120 Kilometern. Ohje!
Aber irgendwie klappte es dann aber doch und sogar viel schneller und besser als gedacht. Am Nachmittag des zweiten Tages erreichten wir platt den Ort Alghero an der Westküste. Und machten erst einmal drei Tage Pause auf einen Campingplatz, bevor wir schließlich noch die Nordspitze erkundeten und unsere Rundtour in Porto Torres vollendeten.
Unser Fazit zu Sardinien: Was eine wundervolle und abenteuerliche Insel! Irgendwann vollenden wir vielleicht mal unsere Runde und schauen uns den Süden an. Aber nun geht es erst einmal weiter.
Die Fähre nach Marokko hatten wir schon längst gebucht. Wir mussten nur noch einmal zurück nach Genua, um ein Päckchen einzusammeln. Dann sollte es mit der Fähre nach Tanger, Marokko gehen.
Und wie so oft, kommt alles anders: Vor ein paar Tagen änderte Marokko dann aber wieder die Einreiseregeln. Für Deutsche würde es nun schwieriger werden einzureisen und die Regeln vor Ort sollten auch strenger geworden sein. Plötzlich stellten wir das alles in Frage. Was, wenn Marokko wieder komplett dicht macht und wir nicht mehr wegkommen? Dort kann man nicht "einfach so" ins Nachbarland flüchten. Was, wenn der Fährverkehr nach Italien und Frankreich auch lahmgelegt würde, wie jetzt schon mit Spanien? Was, wenn im Land eh alles zu hat und wir nichtmal campen können? Irgendwie war uns das alles nicht geheuer und im Nachhinein ärgern wir uns auch ein bisschen, dass wir nicht doch einfach gefahren sind.
Plan C ist aber auch eine gute Alternative. Und so sitzen wir gerade auf der Fähre nach Barcelona und werden in den nächsten Wochen die Küsten von Spanien und Portugal erradeln. So weit es geht und so viel wir Lust haben. Und dabei neue Pläne schmieden.