Nachdem wir Görlitz mitsamt Mückenplage verlassen hatten (also Görlitz war wirklich schön, aber die Mücken...!) ging es weiter nach Dresden.
Dort fanden wir Unterschlupf bei einem Bekannten meiner Freundin Elli.
Christoph sammelte uns sogar am Bahnhof ein und stellte uns seinen Schrebergarten plus Gartelaube vor, wo wir die nächsten vier Nächte unser Lager aufbauten. Christoph war uns auf Anhieb sympathisch und wir danken nochmal an dieser Stelle für deine Gastfreundschaft und dein Vertrauen! So wollten wir gerne reisen und so wollen wir Land und Leute kennenlernen und es nach unserer Reise auch gerne so weiterführen.
Mein Vater kam Dienstag auch nach Dresden und konnte uns ein bisschen was über die Stadt erzählen, da er schon einmal dort war.
Eine sehr schöne und sehr alte Stadt. Uns haben die ganzen Gebäude, Kirchen und das Schloss sehr beeindruckt und man konnte sich gar nicht satt sehen.
Mir fiel außerdem auf, dass ich oft weniger beeindruckt bin bei Gebäuden und Orten die in Deutschland liegen als im Ausland. Dabei ist es bestimmt genauso schön und aufregend für ausländische Touristen am Dresdner Zwinger zu stehen und auf das Gelände zu schauen, wie es für mich war vor den Tempelruinen von Ankor Wat zu stehen. Vielleicht muss ich meinen Blick nochmal Richtung Abenteuer innerhalb Deutschlands schärfen.
Abends trafen wir uns mit Christoph im Garten zum Grillen und philosophierten über unsere Lebensstile, über die Sterne und das Leben überhaupt. Was ein netter Abend. Wir sprachen auch viel über die ständigen Ost-West-Gespräche und Diskussionen und Vergleiche. Christoph kennt viele Leute denen es im Osten nach der Wende nicht besser ging als vorher und wir konnten mehr verstehen, warum das alles noch so ein großes Thema ist. Es ist eben doch noch nicht alles gleich auf beiden Seiten. Und der Soli ändert das leider auch nicht.
Am Mittwoch schauten wir uns Hřensko an, gleich hinter der deutschen Grenze in Tschechien gelegen. Wir wanderten hoch zum Prebischtor (Pravčická brána). Eine DER Sehenswürdigkeiten in der Gegend. Ein natürlicher Steinbogen und eine in den Fels gehauene Gaststätte. Fantastisch!
Hřensko ist sehr hübsch und wir sind noch einen weiteren Weg entlang eines Flusses gegangen. Also hübsches Örtchen und tolle Natur. UND günstig. So entstand auch gleich die Idee, nach Dresden weiter Tschechien zu erkunden. Aber dazu später mehr.
Corona ist übrigens kein so großes Thema in Tschechien. Es gibt die selben Schilder und Hinweise, aber vieles wird höchstens als Empfehlung ausgelegt.
Den Donnerstag verbrachten wir mit gefühlt halb Deutschland in der Sächsischen Schweiz. Also wie auch in Tschechien: Wald und Sandsteinfelsen - aber gefühlte 1000 Menschen mehr unterwegs. Wir haben auf einer Wanderung die Bastei und die Schwedenlöcher erkundet und waren sehr froh die Runde in die von uns gewählte Richtung gegangen zu sein. Als wir über 800 Stufen hinunter gingen, kamen uns die meisten auf dem Weg nach oben entgegen. Dann doch lieber steil bergauf (ohne Stufen) um wieder hoch zu kommen. Trotz leichter Schmerzen in den Schienbeinen vom Abwärtsgehen bei dem ein oder anderen, waren wir uns einig, dass es eine tolle Wanderung war und wir sie weiterempfehlen können.
Am Freitag verabschiedeten wir uns von meinem Vater und fuhren mittags mit dem Bus nach Prag.
Prag: Laut, voll, sehr voll, richtig richtig voll (und das war angeblich noch "wenig") aber auch schön und viel viel zu sehen. Leider zu viel in unseren zwei Tagen. Man braucht mehr Zeit um alles zu sehen und die Atmosphäre aufzusaugen. Aber da waren wir fast schon wieder weg und hatten trotzdem einiges gesehen aber waren müde davon.
Samstagmittag trafen wir einen Freund von Lauras Cousin Jan, Franta. Er konnte uns nach einem leckeren traditionellen veganisierten tschechischen Mahl viel über die Stadt erzählen während wir darin umher spazierten. Danke dafür!
Jetzt brauchten wir aber wirklich wieder mehr Ruhe und Natur. Und wir vermissten unser Zelt. Also fuhren wir am Sonntag raus aus der Stadt und an eine Talsperre. Auf der Karte sah es schön aus und so entschlossen wir uns die nächsten Tage einfach durch die Wälder auf und ab zu wandern mit unseren Rucksäcken. Auf den Wanderwegen trafen wir eigentlich niemanden und auf dem ersten Campingplatz waren es genau zwei ausländische Touristen. Nämlich wir. Sehr zum Vergnügen der Einheimischen. Übrigens finden die jungen Leute es super auf Englisch mit uns zu quatschen und uns zu helfen. Die Älteren sprechen meist deutsch und unterhalten sich auch sehr gern. Ansonsten klappte es immer irgendwie mit Händen und Füßen.
Am zweiten Abend erreichten wir einen Ort in dem es keinen Platz für Zelte gab. Ausschließlich Wohnmobile. Na toll. Und warum überhaupt? Egal. Also mussten wir uns einen Platz zum Wildcampen suchen. Eigentlich kein Problem weil, wir kaum Menschen trafen, aber in einem der riesigen dunklen Wälder wollten wir auf keinen Fall übernachten! Also rannten wir als es dunkel wurde wortwörtlich durch den Wald. Ein Geräusch im Gebüsch? Weiterrennen. Da vorne wird es heller? Weiterrennen. Stirnlampen raus und...weiterrennen. Bis wir durchgeschwitzt im Dunkeln kurz hinter einem Dorf eine uns sicher erscheinende Ecke fanden. Es war die stillste Nacht die wir je im Zelt hatten. Alle Viertelstunde Glockenschläge vom Dorf. Sonst rein gar nichts.
Wir stellten den Wecker trotzdem auf sechs und waren um halb sieben schon wieder unterwegs. Unser erstes Ziel schon früh erreicht, wollten wir an dem Tag weiter Richtung Nationalpark Šumava im Böhmerwald. Nur es fuhr kein Bus. Das Dorf war fast wie ausgestorben. Manchmal ging jemand vorbei an uns zum Friedhof, mal rannten die Kinder zum Nachbarhaus oder jemand ging in die Drogerie. Bis uns eine Frau ansprach die aus dem Dorf kommt aber eigentlich in den USA lebt. Sie war sehr gesprächig und an uns und unserer Wanderung interessiert. Sie wollte uns auf einen Kaffee mitnehmen aber wir waren eigentlich schon wieder in Aufbruchstimmung. Warscheinlich hätte die Dame uns sogar nich gefahren, aber wir hatten die Chance nicht genutzt.
Vielleicht klappte es ja trotzdem per Anhalter?
Jawoll.
Gleich zweimal wurden wir eingesammelt und sogar an den gewünschten Ort gebracht trotz Umwegen für unsere Fahrer. Einer Tscheche der gut deutsch sprach und ein Syrer, der in Deutschland lebt und in Tschechien arbeitet. Sehr nett und bei dem syrischen Herrn inklusive Vollpension an Bord.
Das letzte Stück fuhren wir mit einer Bimmelbahn von Strakonice nach Horní Vltavice. Dachten wir. Der Zug hielt aber nicht und tingelte weiter, bis wir zwei Haltestellen später rausspringen konnten. Also nochmal zurück auf der Suche nach dem "Haltewunsch"-Knopf. Geschafft!
Der Campingplatz in Horní Vltavice lag direkt am Fluss und war wunderbar ruhig.
Viele Leute machten abends Feuer und es war eine richtig schöne Atmosphäre.
Am darauffolgenden Tag gingen wir wandern, auf den Boubín. Der Gipfel auf 1362m. Von da aus kletterten wir noch ein Stück hoch auf einen Aussichtsturm und hatten eine tolle Sicht.
Auf dem Rückweg entschieden wir uns spontan für einen Stopp in Vimperk alias Winterberg auf tschechisch. Ein sehr schickes Örtchen, aber wie so oft leider nicht geeignet für mal eben was zu Essen holen für auf die Hand.
Heute hatten wir dann Rumhängtag mit Wäsche, Zelt trocknen usw. Bis wir vorhin den Bus raus aus Tschechien nahmen nach Passau.
Tschechien war richtig schön und jetzt schauen wir mal was die Bayern zu bieten haben. Morgen geht es weiter nach München.
Liebe Grüße,
Jenny und Laura
P.S.: Wir haben übrigens neben dem kleinen Nilson auch immer unseren Kater in Miniatur dabei, den wir von unseren Nachbarn zum Abschied bekommen haben. Er wollte auch mal auf's Foto:
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