Montag, 29. März 2021
Bulgarien und Nordmazedonien
schwierige Zeiten
Donnerstag, 4. März 2021
Wir retten die Welt...zumindest ein bisschen
Bald können wir uns wohl einbürgern lassen. Denn: Wir sind
immer noch in Griechenland. Gedanklich haben wir die Welt in den letzten Wochen
bestimmt mindestens einmal umrundet. Erst hatten wir die Idee nach Mexiko zu
fliegen, dann sollte es Marokko sein, danach Südafrika, oder dann vielleicht
doch Tansania, Sambia und Namibia….Oder doch wieder Marokko? Hmmm. Viel viel
Planung um letztendlich festzustellen, dass nichts davon gerade geht.
Griechenland ist weiter im Lockdown und wir hatten irgendwann akzeptiert, dass
wir wohl doch einfach bleiben. In dem schönen gemütlichen Steinhaus von Lisa. Nachdem
wir das Ganze verdaut hatten, konnten wir es auch wieder mehr genießen. Also
blieben wir erst einmal. Zumal wir schon eine Menge toller Bekanntschaften
gemacht hatten, wir das Steinhaus liebten und wir uns sowieso so gar nicht über
unsere Situation hätten beschweren können.
Lisa, der das Steinhaus gehört, halfen wir an einem Tag bei
der Olivenernte auf dem Land neben dem Haus. Dieses Mal mit den elektronischen
Erntebesen statt mit Stöcken. Gar nicht so leicht die Dinger permanent über dem
Kopf in die Äste zu halten und die Oliven damit von den Zweigen herunter zu schießen.
Ein bisschen wie eine Decke im Haus streichen. Das gibt sicher Mukis wenn man
das jeden Tag macht. Unser größter Respekt. Und die Ausbeute für die Farmer,
wenn sie dann das fertige Öl verkaufen ist wirklich ein Witz. Rund 2,50 Euro pro
Liter kaltgepresstem Bio-Olivenöl.
Anmerkung: 5 Kilogramm Oliven ergeben ca. einen Liter Öl und
ein Baum kann 50-100kg Oliven tragen. Ergo: 10-20 Liter Öl pro Baum.
Für DIE Arbeit und dafür, dass wir mittlerweile große Fans
von gutem Öl sind finden wir es müsste noch viel teurer sein. Wir haben uns
durch viele verschiedene Öle probiert. Wir können uns gar nicht mehr vorstellen
im Supermarkt einfach irgendwelches Olivenöl zu kaufen. Das schmeckt ja alles
nicht mehr. Zumal wir uns freuen, wenn wir vielleicht zukünftig Freunde und
Bekannte aus Griechenland unterstützen und ihr Öl kaufen können. Zu einem
fairen Preis.
Ein paar Tage später hat uns Lisa dann auch zu ihren
Gewächshäusern mitgenommen. Hier baut sie mit ihrem Mann Costas Auberginen an
und verkauft sie dann an Händler. Auch diese Arbeit war nicht ohne. Da kriegt
man schon schnell mal Rücken. Lisa hatte so ein Tempo drauf, dass sie sicher
schneller mit dem Pflanzen war als Laura und ich zusammen. Und wir haben nur
ein Viertel eines Gewächshauses bepflanzt. Lisa und Costas haben vier große
Gewächshäuser…auch hier wieder unser größter Respekt vor dieser Arbeit. Und das
Ganze übrigens auch wieder für einen lächerlichen Preis von 15 Cent pro
Kilogramm. Kein Wunder, dass die Farmer den ganzen Tag unterwegs sind und richtig
viel arbeiten. Ansonsten kann man ja nicht davon leben. Meiner Meinung nach
sind doch landwirtschaftliche Tätigkeiten mit die wichtigsten Arbeiten, denn
schließlich bekommen wir daher unsere Lebensmittel. Und dann wir man mit ein
paar Euro abgespeist?!
Ihr seht schon, ich drehe heute richtig auf. Ich setze
nämlich noch einen drauf! Letzte Woche waren wir zweimal mit zwei anderen
deutschen Mädels containern. Bestimmt hat der ein oder andere von euch schon mal
davon gehört und wir fanden es sehr spannend einfach mal mitzufahren und das
Ganze zu erleben. Beim Containern holt man sich aus den Tonnen der Supermärkte
die Lebensmittel raus, die weggeschmissen wurden. Weil sie nicht mehr schön
genug aussehen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, weil eine
Flasche eine Delle hat, weil am Salat ein gelbes Blatt hängt usw. Und weil ja
einfach so viel von allem da ist, dass gar nicht alles verkauft wird und dann
Platz machen muss für neue Ware. Total irre wenn man das mal selber erlebt.
Natürlich war uns beim ersten Mal auch ein bisschen mulmig.
Offiziell ist es illegal Lebensmittel zu retten. Und auch ein gewisses Schamgefühl
schlich sich ein. Was sollen die Leute denken, was ist wenn uns jemand sieht
usw. Der Discounter und noch ein benachbarter Supermarkt bescherte uns ca. 30
Flaschen Duschgel und einiges an Gemüse. Dazu kam noch, dass der Discounter
seine Weihnachtsartikel verbannt hatte und daher über 100 unbenutzte
Plastiktüten des Marktes mit Weihnachtsmotiv in der Tonne landeten. Produziertes
Wegwerf-Plastik für die Weihnachtszeit, um es dann unbenutzt wegzuhauen. Na
frohe Weihnachten! Wie bekloppt und auch einfach tragisch!
Nun hatten wir eine Menge Mülltüten für die nächste Zeit,
Duschgel für das ganze Dorf und genügend zu essen für uns. Einfach so. Weil die
oben genannten Gründe für das Wegwerfen ausreichen. Und die Sachen für den
Konsumenten „unbrauchbar“ sind und raus müssen.
Bei dem Supermarkt bekamen wir noch Besuch von einigen Mitarbeitern, die
weitere Sachen brachten. Im Markt gibt es eine Theke mit schon zubereiteten
Speisen wie Braten, Pasteten usw., die natürlich auch nach einer gewissen Zeit
weggeschmissen werden müssen. Unserer Meinung nach nochmal eine Schippe
schlimmer, wenn ein Tier dann auch noch „umsonst“ gestorben ist. Dafür, dass
das Fleisch in der Theke herumliegt und schließlich doch entsorgt wird. Zum
Kotzen. Alle Dinge und Lebensmittel die wir fanden und die uns noch obendrauf
gegeben wurden hätten nicht in der Tonne landen müssen. Ein für uns
unverständliches System, wenn noch so viele Menschen damit hätten satt gemacht
und versorgt werden können. Was läuft da alles schief bei uns?? Schaut euch mal
diese Ausbeute an, die wir an einem Nachmittag auf dem Hinterhof eines
Supermarktes gemacht haben. Wahnsinn!
Und weil dieser Blogeintrag wohl unter dem Namen „Rettet die
Welt“ stehen könnte, mache ich gleich weiter. Denn einen beach cleanup, also
eine Strandsäuberung, gab es bei uns am Strand in Elea auch noch. Da waren
Laura und ich natürlich auch sofort dabei. Organisiert wurde der Cleanup von „One
Earth One Ocean“. Ralf und Tina aus Deutschland machten im Vorhinein fleißig
Werbung bei den anderen Campern unten am Strand und so erfuhren auch wir davon.
Also Müllsack unter den Arm geklemmt und losgelaufen. Die Säcke waren ziemlich
schnell voll und obwohl es genügend Nachschub gab und wir eine große Truppe
waren, hatten wir das Gefühl am Nachmittag lange nicht fertig geworden zu sein.
Einerseits ist es sehr frustrierend, dass man sich allen halben Meter bücken
kann und andererseits war es auch befreiend zu sehen, wie viel Müll gemeinsam
in so kurzer Zeit beseitigt werden kann. Jetzt können die Schildkröten kommen! Naja,
wenn man denn glaubt, dass kein neuer Müll angespült wird, die Leute ihren Mist
vom Strand wieder einpacken und sich alle vorbildlich benehmen. Aber immerhin hatten
wir kurzzeitig das Gefühl, alles sei jetzt ein bisschen besser. Die „unechten Karettschildkröten“
(ja, so heißen sie) kommen übrigens im Mai an Land, um ihre Eier am Strand
abzulegen. Schade, dass wir das wohl verpassen werden. Bestenfalls müssen sie sich
dann nicht durch allzu viel Abfall ihren Weg bahnen.
Und nu? Jetzt sind wir schlussendlich doch weitergezogen. Ok, ganz so weit haben wir es noch nicht geschafft, aber immerhin ein Stückchen näher in Richtung nächstes Ziel. Wir sind gerade in Athen bei meiner Freundin Elli. Elli hatten wir im Sommer schon im Spreewald getroffen und inzwischen arbeitet sie hier für „Medecins sans frontieres“, also für „Ärzte ohne Grenzen“. Sie pendelt wochenweise zwischen der Insel Samos und Athen hin und her und arbeitet als Psychologin mit Flüchtlingen. Wir versuchen Elli in den nächsten Tagen einen schönen und entspannten Feierabend zu bereiten und planen zwischendrin unser Weiterziehen. Unser Freund Diogenes ist auch gerade in Athen. Einer der schwersten Abschiede steht uns also noch bevor. Oder wir schmeißen wieder alles über den Haufen und bleiben noch. Wir werden sehen….und berichten.
Fest steht, dass uns eine Menge Leute hier fehlen werden und
mindestens genauso viele Vierbeiner. Danke
für die wunderbare Zeit bei und mit euch!!!
Ευχαριστώ Ελλάδα!!!