Donnerstag, 4. März 2021

Wir retten die Welt...zumindest ein bisschen


Bald können wir uns wohl einbürgern lassen. Denn: Wir sind immer noch in Griechenland. Gedanklich haben wir die Welt in den letzten Wochen bestimmt mindestens einmal umrundet. Erst hatten wir die Idee nach Mexiko zu fliegen, dann sollte es Marokko sein, danach Südafrika, oder dann vielleicht doch Tansania, Sambia und Namibia….Oder doch wieder Marokko? Hmmm. Viel viel Planung um letztendlich festzustellen, dass nichts davon gerade geht. Griechenland ist weiter im Lockdown und wir hatten irgendwann akzeptiert, dass wir wohl doch einfach bleiben. In dem schönen gemütlichen Steinhaus von Lisa. Nachdem wir das Ganze verdaut hatten, konnten wir es auch wieder mehr genießen. Also blieben wir erst einmal. Zumal wir schon eine Menge toller Bekanntschaften gemacht hatten, wir das Steinhaus liebten und wir uns sowieso so gar nicht über unsere Situation hätten beschweren können.

 

Lisa, der das Steinhaus gehört, halfen wir an einem Tag bei der Olivenernte auf dem Land neben dem Haus. Dieses Mal mit den elektronischen Erntebesen statt mit Stöcken. Gar nicht so leicht die Dinger permanent über dem Kopf in die Äste zu halten und die Oliven damit von den Zweigen herunter zu schießen. Ein bisschen wie eine Decke im Haus streichen. Das gibt sicher Mukis wenn man das jeden Tag macht. Unser größter Respekt. Und die Ausbeute für die Farmer, wenn sie dann das fertige Öl verkaufen ist wirklich ein Witz. Rund 2,50 Euro pro Liter kaltgepresstem Bio-Olivenöl.

Anmerkung: 5 Kilogramm Oliven ergeben ca. einen Liter Öl und ein Baum kann 50-100kg Oliven tragen. Ergo: 10-20 Liter Öl pro Baum.

Für DIE Arbeit und dafür, dass wir mittlerweile große Fans von gutem Öl sind finden wir es müsste noch viel teurer sein. Wir haben uns durch viele verschiedene Öle probiert. Wir können uns gar nicht mehr vorstellen im Supermarkt einfach irgendwelches Olivenöl zu kaufen. Das schmeckt ja alles nicht mehr. Zumal wir uns freuen, wenn wir vielleicht zukünftig Freunde und Bekannte aus Griechenland unterstützen und ihr Öl kaufen können. Zu einem fairen Preis.

 

Ein paar Tage später hat uns Lisa dann auch zu ihren Gewächshäusern mitgenommen. Hier baut sie mit ihrem Mann Costas Auberginen an und verkauft sie dann an Händler. Auch diese Arbeit war nicht ohne. Da kriegt man schon schnell mal Rücken. Lisa hatte so ein Tempo drauf, dass sie sicher schneller mit dem Pflanzen war als Laura und ich zusammen. Und wir haben nur ein Viertel eines Gewächshauses bepflanzt. Lisa und Costas haben vier große Gewächshäuser…auch hier wieder unser größter Respekt vor dieser Arbeit. Und das Ganze übrigens auch wieder für einen lächerlichen Preis von 15 Cent pro Kilogramm. Kein Wunder, dass die Farmer den ganzen Tag unterwegs sind und richtig viel arbeiten. Ansonsten kann man ja nicht davon leben. Meiner Meinung nach sind doch landwirtschaftliche Tätigkeiten mit die wichtigsten Arbeiten, denn schließlich bekommen wir daher unsere Lebensmittel. Und dann wir man mit ein paar Euro abgespeist?!

 

Ihr seht schon, ich drehe heute richtig auf. Ich setze nämlich noch einen drauf! Letzte Woche waren wir zweimal mit zwei anderen deutschen Mädels containern. Bestimmt hat der ein oder andere von euch schon mal davon gehört und wir fanden es sehr spannend einfach mal mitzufahren und das Ganze zu erleben. Beim Containern holt man sich aus den Tonnen der Supermärkte die Lebensmittel raus, die weggeschmissen wurden. Weil sie nicht mehr schön genug aussehen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, weil eine Flasche eine Delle hat, weil am Salat ein gelbes Blatt hängt usw. Und weil ja einfach so viel von allem da ist, dass gar nicht alles verkauft wird und dann Platz machen muss für neue Ware. Total irre wenn man das mal selber erlebt.


Natürlich war uns beim ersten Mal auch ein bisschen mulmig. Offiziell ist es illegal Lebensmittel zu retten. Und auch ein gewisses Schamgefühl schlich sich ein. Was sollen die Leute denken, was ist wenn uns jemand sieht usw. Der Discounter und noch ein benachbarter Supermarkt bescherte uns ca. 30 Flaschen Duschgel und einiges an Gemüse. Dazu kam noch, dass der Discounter seine Weihnachtsartikel verbannt hatte und daher über 100 unbenutzte Plastiktüten des Marktes mit Weihnachtsmotiv in der Tonne landeten. Produziertes Wegwerf-Plastik für die Weihnachtszeit, um es dann unbenutzt wegzuhauen. Na frohe Weihnachten! Wie bekloppt und auch einfach tragisch!

Nun hatten wir eine Menge Mülltüten für die nächste Zeit, Duschgel für das ganze Dorf und genügend zu essen für uns. Einfach so. Weil die oben genannten Gründe für das Wegwerfen ausreichen. Und die Sachen für den Konsumenten „unbrauchbar“  sind und raus müssen. Bei dem Supermarkt bekamen wir noch Besuch von einigen Mitarbeitern, die weitere Sachen brachten. Im Markt gibt es eine Theke mit schon zubereiteten Speisen wie Braten, Pasteten usw., die natürlich auch nach einer gewissen Zeit weggeschmissen werden müssen. Unserer Meinung nach nochmal eine Schippe schlimmer, wenn ein Tier dann auch noch „umsonst“ gestorben ist. Dafür, dass das Fleisch in der Theke herumliegt und schließlich doch entsorgt wird. Zum Kotzen. Alle Dinge und Lebensmittel die wir fanden und die uns noch obendrauf gegeben wurden hätten nicht in der Tonne landen müssen. Ein für uns unverständliches System, wenn noch so viele Menschen damit hätten satt gemacht und versorgt werden können. Was läuft da alles schief bei uns?? Schaut euch mal diese Ausbeute an, die wir an einem Nachmittag auf dem Hinterhof eines Supermarktes gemacht haben. Wahnsinn!

 


Und weil dieser Blogeintrag wohl unter dem Namen „Rettet die Welt“ stehen könnte, mache ich gleich weiter. Denn einen beach cleanup, also eine Strandsäuberung, gab es bei uns am Strand in Elea auch noch. Da waren Laura und ich natürlich auch sofort dabei. Organisiert wurde der Cleanup von „One Earth One Ocean“. Ralf und Tina aus Deutschland machten im Vorhinein fleißig Werbung bei den anderen Campern unten am Strand und so erfuhren auch wir davon. Also Müllsack unter den Arm geklemmt und losgelaufen. Die Säcke waren ziemlich schnell voll und obwohl es genügend Nachschub gab und wir eine große Truppe waren, hatten wir das Gefühl am Nachmittag lange nicht fertig geworden zu sein. Einerseits ist es sehr frustrierend, dass man sich allen halben Meter bücken kann und andererseits war es auch befreiend zu sehen, wie viel Müll gemeinsam in so kurzer Zeit beseitigt werden kann. Jetzt können die Schildkröten kommen! Naja, wenn man denn glaubt, dass kein neuer Müll angespült wird, die Leute ihren Mist vom Strand wieder einpacken und sich alle vorbildlich benehmen. Aber immerhin hatten wir kurzzeitig das Gefühl, alles sei jetzt ein bisschen besser. Die „unechten Karettschildkröten“ (ja, so heißen sie) kommen übrigens im Mai an Land, um ihre Eier am Strand abzulegen. Schade, dass wir das wohl verpassen werden. Bestenfalls müssen sie sich dann nicht durch allzu viel Abfall ihren Weg bahnen.



Und nu? Jetzt sind wir schlussendlich doch weitergezogen. Ok, ganz so weit haben wir es noch nicht geschafft, aber immerhin ein Stückchen näher in Richtung nächstes Ziel. Wir sind gerade in Athen bei meiner Freundin Elli. Elli hatten wir im Sommer schon im Spreewald getroffen und inzwischen arbeitet sie hier für „Medecins sans frontieres“, also für „Ärzte ohne Grenzen“. Sie pendelt wochenweise zwischen der Insel Samos und Athen hin und her und arbeitet als Psychologin mit Flüchtlingen. Wir versuchen Elli in den nächsten Tagen einen schönen und entspannten Feierabend zu bereiten und planen zwischendrin unser Weiterziehen. Unser Freund Diogenes ist auch gerade in Athen. Einer der schwersten Abschiede steht uns also noch bevor. Oder wir schmeißen wieder alles über den Haufen und bleiben noch. Wir werden sehen….und berichten.

Fest steht, dass uns eine Menge Leute hier fehlen werden und mindestens genauso viele Vierbeiner.  Danke für die wunderbare Zeit bei und mit euch!!!

Ευχαριστώ Ελλάδα!!!




 

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